Kunst neu gedacht

Kunst neu erleben – das gelingt am besten, wenn man die gewohnten Pfade verlässt. Fünf außergewöhnliche Ausstellungskonzepte zeigen eindrucksvoll, wie vielseitig Kunst und Kultur präsentiert werden können, wenn man den Blick über den Tellerrand wagt und innovative Ansätze verfolgt.

1. Herbarwand im NAWAREUM

Das NAWAREUM in Straubing ist ein neues Mitmach-Museum, das sich den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz widmet. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2023 zählt die einzigartige Herbarwand zu den besonderen Highlights. Das Arrangement hängt in Rahmen mit unterschiedlichen Größen und Tiefen, um die Vielfalt und Schönheit nachwachsender Rohstoffe hervorzuheben. Über 80 Pflanzen wurden gesammelt, gepresst, zwischenzeitlich konserviert, auf Bögen geklebt, genäht und anschließend gehängt. Aber nicht willkürlich, sondern bewusst strukturiert angeordnet, sodass eine Sortierung der Pflanzen in Gruppen erkennbar ist. Wer mehr über die Pflanzen und deren Nutzung erfahren möchte, kann auf Bänken vor dem Exponat Platz nehmen. Dort stehen Tablets zur Verfügung, die die Herbarwand mit weiterführenden Informationen bereichern.

christina stahl
©Franziska Schrödinger

Christina Stahl
Sie ist seit 2019 Museumspädagogin am NAWAREUM und hegt eine große Leidenschaft für Pflanzen. Die Herbarwand ist eines ihrer Herzensprojekte.

2. HÔTEL NOIR

Die erste Ausstellung zum preisgekrönten Buch „HÔTEL NOIR“ von J. Konrad Schmidt fand in den eleganten schwarzen Räumen der CAPITIS Galerie in Hamburg statt. 53 analoge Schwarz-Weiß-Fotografien, in DISTANCE-Rahmen aus Eiche schwarz mit Mirogard-Glas, verstärkten die Intimität, die diesen Bildern innewohnt. Die Bilder entstanden über 14 Jahre hinweg im Rahmen des Buchprojekts „HÔTEL NOIR“. Während dieser Zeit inszenierte Schmidt über 70 Frauen in sinnlichen Posen oder beim Liebesspiel, stets in der Anonymität von scherenschnittartigem Licht und Luxushotels. Eben diese Orte sind „gesellschaftliche Experimentieranstalten ohne Auftrag“, wo Konventionen des Alltags aufgehoben werden und die Modelle sich in einer sehr besonderen Atmosphäre ganz frei bewegen konnten. Vor wenigen Tagen erschien sein zweites Buch „HÔTEL NOIR II“.

Außergewöhniche Ausstellungskonzepte
©Oliver Heinemann, CAPITIS Galerie Hamburg
Fotograf J. Konrad Schmidt
©Per Schorn

J. Konrad Schmidt
J. Konrad Schmidt studierte Fotografie nahe Stuttgart und ist seit 2010 als freischaffender Fotograf in der ganzen Welt unterwegs.

ausstellungsraum
schmidt hotel noir
capitis galerie ausstellung

©Oliver Heinemann, CAPITIS Galerie Hamburg

3. potential.png

„potential.png“ verkörpert die Idee eines digitalen Palimpsests, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Bildproduktion koexistieren. Das zentrale Motiv des „Kelchs“, generiert durch StyleGAN2, überprägt die Verhältnisse traditioneller Kunstproduktion und schiebt neue Räume über alte fotografische Praktiken. Die unkonventionelle Präsentation des Werkes ist integraler Bestandteil seiner Aussage: Das Bild samt Glas liegt nur noch im Grundelement des HALBE Rahmens, während der eigentliche Holzrahmen abgenommen und als eigenständiges Objekt abseits platziert wurde. Diese Dekonstruktion der klassischen Rahmung spiegelt die Überschreibung traditioneller Kunstproduktion durch digitale Prozesse wider. Das Werk zeigt eine Form der digitalen Heilung: Der Umbruch in der Kunstproduktion wird sichtbar, während gleichzeitig Spuren früherer Bildwelten durchscheinen. Es ist ein Versuch, die fragilen Manifeste der Vergangenheit mit den Möglichkeiten der Zukunft zu verbinden und dabei die Gegenwart neu zu definieren.

konstantin weber
©Konstantin Weber

Konstantin Weber
Konstantin Weber erforscht als Konzeptkünstler die Verbindung von Technologie und Kunst, inspiriert durch Fotografie und Technik.

Holzrahmen
Kunst ohne Rahmen

Medium: Fuji Crystal DP II
Präsentation: Bild und Glas in HALBE Rahmen, abgenommener Holzrahmen separat platziert
Maße: 120 x 120 cm
Technik: KI-generiertes Bild (StyleGAN2).

©Leon Billerbeck

4. Sammelkarten

Denis Scrocca wurde durch ein Video inspiriert, in dem Justin Bieber seine Leidenschaft für Sammelkarten zeigte. Besonders ein Rahmen mit der ersten Pokémon-Generation rief bei ihm Kindheitserinnerungen hervor. Da er selbst eine Sammlung besitzt, die meist in Sammelheften im Schrank liegt, entschloss er sich, seine Karten ebenfalls sichtbar zu präsentieren. Ein ungenutzter Trikotrahmen unter seinem Bett bot sich für dieses Projekt an. Nachdem ein Freund das fertige Werk auf Instagram teilte, entwickelte sich das anfängliche Hobby zu einem kleinen Geschäft.

Denis begann, kleinere und erschwinglichere Rahmen zu gestalten, um Sammlern eine Alternative zu bieten, ihre Karten zu präsentieren. Dabei achtet er darauf, dass die Rahmen eine gute Qualität bieten und optisch ansprechend sind. Die fertigen Rahmen zeigt er auf seiner Instagram-Seite: @framesbyzeus

Sammelkarten im Bilderrahmen
©Halbe-Rahmen
Sammler Denis Scrocca
©Denis Scrocca

Denis Scrocca
Denis Scrocca ist ein kreativer Sammler, der aus Leidenschaft hochwertige Sammelkarten-Rahmen entwirft und diese auf Instagram präsentiert.

5. The colour of water: water columns from the Tagus River to the Atlantic Ocean

Die Installationen, Fotografien, Filme, Skulpturen und Performances von Nicolas Floc’h hinterfragen eine Ära des Übergangs, in der Strömungen, Verschwinden und Regeneration eine wesentliche Rolle spielen. Seine visuelle und dokumentarische Arbeit über den globalen Wandel konzentriert sich auf die Darstellung unsichtbarer Räume (Unterwasserlandschaften, die Materialisierung von Strömen, die gegenseitige Abhängigkeit von Umgebungen, natürliche und künstliche Zyklen im großen räumlichen und zeitlichen Maßstab usw.).

Seine künstlerischen Expeditionen und Langzeitprojekte, die sich aus Erfahrungen, Meeren, Wasser, wissenschaftlichen Forschungen und Begegnungen speisen, bringen Werke mit offenem Ende hervor, die in der Realität verwurzelt sind und in denen evolutionäre Prozesse einen wichtigen Platz einnehmen. Die Ausstellung fand im MAAT, Lissabon statt.

Ausstellungsansicht
nicolas floch
©Gabriel Segovia

Nicolas Floc’h
Geboren 1970 in Rennes, Frankreich.
Lebt und arbeitet in Paris, Frankreich.