Edward Hartwig, der große polnische Meisterfotograf, wäre 2009 hundert Jahre alt geworden. Grund genug, sein umfangreiches Oeuvre neu zu entdecken. Mit seinem über 70jährigen, fortwährenden Schaffen hat er die Entwicklung der polnischen Fotografie entscheidend mitgeprägt. Er gilt als einer ihrer bedeutendsten Vertreter und inspiriert bis heute. Zunächst dem Piktorialismus verhaftet, beginnt er nach dem Studium bei Rudolf Koppitz in Wien (1937) auch andere Stile und Methoden in sein Werk zu integrieren und wendet sich vor allem der experimentellen Fotografie zu. Er entwickelt jedoch keinen einheitlichen fotografischen Stil, er bleibt Individualist.
Die Vielfältigkeit von Hartwigs subjektiver Fotografie wird vor allem in der Gegenüberstellung seiner unterschiedlichen stilistischen Tendenzen deutlich: Er wählt intensive Licht- und Schattenkontraste, um die graphische Ausdruckskraft seiner Fotografien hervorzuheben. Dann wiederum experimentiert er in der Dunkelkammer, verwendet verschiedene Materialien, mit denen er seine Bildgegenstände verfremdet. Darüber hinaus arbeitet er mit Überblendungen und Solarisationen. Um Dynamik und Expressivität seiner Motive zu steigern, bedient er sich der High-Key und Low-Key-Methode. Oft führt er reale und fantastische mit rein abstrakten Elementen zusammen. In seinen realitätsbezogenen Fotografien interessieren ihn Stofflichkeit und Struktur, eine ungewöhnliche Perspektive und das Spiel mit Fläche und Raum.
Stets benutzt er die Kamera als künstlerisches Werkzeug einer rein subjektivem Gestaltung. Edward Hartwigs Fotografien repräsentieren letztlich die Suche nach einem kreativen Selbstverständnis im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, zwischen Standort und Aufbruch.
Moonblinx Gallery
Beethovenstraße 64
60325 Frankfurt am Main