Auswirkungen UV-Schutzglas auf die Farbwiedergabe von Bildern
Fine-Art-Papier und UV-Schutz: Eine kurze Einführung
Erst auf dem richtigen hochwertigen Fine-Art-Papier erwacht ein digitales Foto zum Leben. Hochweiße Fine-Art-Papiere besitzen oft optische Aufheller oder Optical Brightening Agents (OBAs), die das Papier durch bestimmte Zusatzstoffe weißer wirken lassen. Optische Aufheller absorbieren das UV-Licht und reflektieren es in das sichtbare Spektrum, wodurch ein höheres, reines Weiß des Papiers erzeugt wird. Dieser Effekt, auch bekannt als Fluoreszenz, wirkt auf das menschliche Auge als bläuliches, leuchtendes Weiß. Über die Zeit allerdings nimmt die Wirksamkeit der OBAs ab, das Papier wird weniger weiß. Bei der Einrahmung stellt sich die Frage, ob OBAs allerdings noch wirken, wenn Glas mit hohem UV-Schutz verwendet wird. Bleibt das Papier hochweiß oder verschwindet der Effekt?
Wir haben den Fotopapier-Experten Jochen Kohl, Marketing Manager Europe von Ilford gefragt, welche Auswirkungen UV-Schutzgläser in diesem Prozess auf Fine-Art-Papiere haben und wie sich der Alterungsprozess aufhalten lässt.
Die durchgeführten Tests
Die folgenden Testreihen zeigen, dass das Weiß des Papiers unter UV-Schutzglas minimal weniger strahlt, aber immer noch deutlich hochweiß ist. Am Beispiel des ILFORD GALERIE Gold Fibre Pearl Papiers, das OBAs enthält, wird im UV-Licht, auch unter UV-Schutzglas, immer noch eine deutliche Fluoreszenz beobachtet, wenn auch etwas blasser im Vergleich zu freiliegendem Papier. Die Tatsache, dass UV-Schutzglas die Lebensdauer von OBAs verlängern kann, ist für Künstler, Sammler und Museen von großer Bedeutung.

Matt vs. entspiegelt. Oben mattes Weißglas, unten entspiegeltes Artglass AR 92
Interferenzoptische Beschichtungen sind absolut farbneutral und sorgen durch den Entfall von Reflexionen sogar für eine bessere Farbwiedergabe, insbesondere von dunklen Farben. So bietet Artglass einen Farbwiedergabeindex von Ra=100. Normalglas hat im Vergleich nur einen Index von Ra=90.
Schutz vor UV-Strahlung
Auch wenn viele Museen durch moderne LED Beleuchtung frei von UV-Strahlung sind, ist ein hoher UV-Schutz weiterhin eine gefragte Eigenschaft. Außerhalb musealer Ausstellungsräume ist UV-Schutz für die Präsentation empfindlicher Werke Pflicht. Gläser ohne besonderen UV-Schutz schützen nur vor ca. 45% der Strahlen, bieten also kaum nennenswerten UV-Schutz. Mit UV-Schutz ist die Blockierung von Licht bis 380nm Wellenläge gemeint. Für einen UV-Schutz darüber hinaus werden die Gläser weiter veredelt.

Transmissionskurven verschiedener Gläser
Bei mineralischen Gläsern wie dem Artglass AR 92 wird ein UV Schutz von 92%, durch eine zusätzliche, auf Siliziumoxid basierende Beschichtung erreicht. Auch hier wird der Effekt der Interferenz genutzt, damit sich UV-Wellen gegenseitig aufheben.
Bei Zweischeibensicherheitsgläsern wie dem Artglass AR 99 schützt die einlaminierte PVB-Folie zwischen den Scheiben zu über 99% vor UV-Strahlung. Hier enthält die Kunststofffolie den UV-Filter. Ähnlich ist es bei Optium Museum Acrylic®. Hier wird der UV-Filter mit in das Acrylglas eingearbeitet. So erreicht das Glas ebenfalls einen Schutz von über 99%.
Die Blockierung von UV-Strahlen beeinflusst die Farbwiedergabe, da der Filter leicht in den sichtbaren Bereich ragt. Gläser mit hohem UV-Schutz haben daher einen minimalen Gelbstich, der aber nur im direkten Vergleich mit einem Weißglas wahrnehmbar ist. Bei der Entwicklung des UV-Filters hat Tru Vue z.B. mit Restauratoren und Kuratoren zusammengearbeitet, um die ideale Balance zwischen maximalem UV-Schutz und Farbneutralität zu finden. So wird die Ästhetik und Intention eines Kunstwerks nicht beeinträchtigt.
Reibrad Test
DIN ISO 3537 2018
Transmissionskurven verschiedener Gläser
Test 02
Links ILFORD GALERIE Gold Fibre Rag mit OBAs, rechts ILFORD GALERIE Gold Fibre Pearl ohne OBAs bei UV-Licht hinter Optium Museum Acrylic mit über 99 % UV-Schutz. Bei Fibre Rag ist eine deutliche Fluoreszenz im Vergleich zu Fibre Pearl zu erkennen, die durch den UV-Schutz im Glas leicht abgeschwächt wird.




Test 03
Links ILFORD GALERIE Gold Fibre Rag mit OBAs, rechts ILFORD GALERIE Gold Fibre Pearl ohne OBAs bei Tageslicht mit natürlichem UV-Anteil hinter Optium Museum Acrylic mit über 99 % UV-Schutz. Fibre Rag ist deutlich weißer als Fibre Pearl, der Effekt wird durch das Glas kaum wahrnehmbar beeinflusst.
Test 04
Links ILFORD GALERIE Gold Fibre Rag mit OBAs, rechts ILFORD GALERIE Gold Fibre Pearl ohne OBAs bei Kunstlicht ohne UV-Anteil hinter Optium Museum Acrylic mit über 99 % UV-Schutz. Fibre Rag und Fibre Pearl unterscheiden sich nicht merklich. Ein Effekt durch das UV-Schutzglas ist bei diesem Test nicht erkennbar und kann entsprechend vernachlässigt werden.
Fazit
Der UV-Schutz des Glases hat keinen negativen Einfluss auf das strahlende Weiß von OBA-behandelten Papieren bei Tageslicht. Dies bedeutet, dass das Papier weiterhin sein brillantes Weiß behält, aber vor den schädlichen Auswirkungen von UV-Strahlen geschützt ist, was vermutlich die Lebendsdauer der OBAs verlängert. Bei der Papierauswahl ist zu bedenken, dass unter UV-freiem Kunstlicht der Effekt von OBAs verschwindet und der Weißton des Papiers nicht vollständig zur Geltung kommt. Auch moderne hochweiße Papiere kommen unter Museumsglas mit hohem UV-Schutz richtig zur Geltung.

Test 01
Farbfächer bei Schwarzlicht hinter Optium Museum Acrylic mit über 99 % UV-Schutz. Die Papiere mit OBAs leuchten förmlich.

Test 02
Links ILFORD GALERIE Gold Fibre Rag mit OBAs, rechts ILFORD GALERIE Gold Fibre Pearl ohne OBAs bei UV-Licht hinter Optium Museum Acrylic mit über 99 % UV-Schutz. Bei Fibre Rag ist eine deutliche Fluoreszenz im Vergleich zu Fibre Pearl zu erkennen, die durch den UV-Schutz im Glas leicht abgeschwächt wird.

Test 03
Links ILFORD GALERIE Gold Fibre Rag mit OBAs, rechts ILFORD GALERIE Gold Fibre Pearl ohne OBAs bei Tageslicht mit natürlichem UV-Anteil hinter Optium Museum Acrylic mit über 99 % UV-Schutz. Fibre Rag ist deutlich weißer als Fibre Pearl, der Effekt wird durch das Glas kaum wahrnehmbar beeinflusst.

Test 04
Links ILFORD GALERIE Gold Fibre Rag mit OBAs, rechts ILFORD GALERIE Gold Fibre Pearl ohne OBAs bei Kunstlicht ohne UV-Anteil hinter Optium Museum Acrylic mit über 99 % UV-Schutz. Fibre Rag und Fibre Pearl unterscheiden sich nicht merklich. Ein Effekt durch das UV-Schutzglas ist bei diesem Test nicht erkennbar und kann entsprechend vernachlässigt werden.
Fazit
Der UV-Schutz des Glases hat keinen negativen Einfluss auf das strahlende Weiß von OBA-behandelten Papieren bei Tageslicht. Dies bedeutet, dass das Papier weiterhin sein brillantes Weiß behält, aber vor den schädlichen Auswirkungen von UV-Strahlen geschützt ist, was vermutlich die Lebendsdauer der OBAs verlängert. Bei der Papierauswahl ist zu bedenken, dass unter UV-freiem Kunstlicht der Effekt von OBAs verschwindet und der Weißton des Papiers nicht vollständig zur Geltung kommt. Auch moderne hochweiße Papiere kommen unter Museumsglas mit hohem UV-Schutz richtig zur Geltung.