EINE WISSENSCHAFT FÜR SICH
Mythos Glas - Museumsglas
Warum Glas?
Das Glas spielt bei der Einrahmung eine bedeutende Rolle: es trennt sozusagen das Bild vom Umfeld und dem Betrachter. Die Aufgaben eines Bilderglases sind vielfältig und reichen vom Schutz vor Staub und Berührung bis zum UV-Schutz für das Bild. Gleichzeitig sorgt es im besten Fall für einen ungetrübten Blick auf das Bild und soll bei der Betrachtung am liebsten unsichtbar bleiben.
Gerade im musealen Bereich bietet hochwertiges Glas einen unverzichtbaren Schutz für gerahmte Papierarbeiten. Es schützt vor physischen und chemischen Schäden durch Handling und Berührungen, Vandalismus und Diebstahl, UV-Strahlung, Staub, Schmutz, Schadstoffen, Rauch oder Wasser. Dabei soll es gleichzeitig möglichst unsichtbar sein.
Doch Glas ist nicht gleich Glas. Der Markt bietet eine fast unüberschaubare Vielzahl verschiedenster Gläser mit den unterschiedlichsten Bezeichnungen. Wir wollen den Dschungel etwas lichten und Ihnen einen klaren Durchblick verschaffen.
Hinter den verschiedenen Glassorten steckt immer eine bestimmte Glasart in Kombination mit einer Oberfläche. Jedoch gibt es im Markt der Bilderrahmengläser keine festen Bezeichnungen und daher muss sehr genau darauf geachtet werden, welches Glas mit welchen Eigenschaften angeboten wird.
Als Bilderglas sind drei Grundmaterialien (Normalglas, Weißglas und Acrylglas) mit jeweils drei verschiedenen Oberflächen (glänzend, matt, entspiegelt) gebräuchlich.
Glas als Trennung zwischen Bild und Betrachter hat einen großen Einfluss auf die Wirkung eines Bildes. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die verschieden gebräuchlichen Glassorten und widmen uns insbesondere dem Museumsglas und dessen Herstellung und Verwendung.
Die Techniken zur Glasherstellung sind schon sehr alt und reichen bis in die Antike zurück. Zuerst wurde natürlich vorkommendes Glas verarbeitet. Schon um 1450 v.Chr. wurde Glas aus Quarzgestein und Pflanzenasche geschmolzen. Heutzutage sind Gläser mitsamt ihrer Veredelung echte Hightech-Produkte. Auch bei der Verglasung von Bildern gewinnt hochwertiges, interferenzoptisch entspiegeltes Glas – auch Museumsglas genannt – immer stärker an Bedeutung. Wir geben in diesem Beitrag einen einmaligen Einblick in die Welt der Bildergläser.
Inhalte
1. Überblick der verschiedenen Glassorten
1.1. Warum Glas?
1.2. Glasarten
1.3. Oberflächen
2.1. Reflexion
2.2. Schutz vor UV-Strahlen
2.3. Oberflächen
3. Praxistipps
3.1. Gewicht und Sicherheit
3.2. Beleuchtung
3.3. Reinigung
3.4. Einsatz
links: Normalglas; rechts: Weißglas
Glasarten:
„Normalglas“, auch „Floatglas“, „Spiegelglas“ oder „Fensterglas“ genannt, steht für ein im Floatverfahren hergestelltes Flachglas. Dieses günstige Glas hat durch seinen Eisenanteil einen geringen Grünstich, der zur leichten Farbverfälschung der gerahmten Werke führt.
Hochwertiger ist das „Weißglas“, auch unter „water white glass“ oder „Klarglas“ bekannt. Im Prinzip handelt es sich hier auch um ein „Floatglas“, da es auch im Floatverfahren hergestellt wird, allerdings ist die Materialzusammensetzung eine andere. Durch einen geringeren Anteil an Eisenoxid im Glas ist das Glas wesentlich farbneutraler und eignet sich damit besser für die farbechte Präsentation von Bildern.
Neben echten Gläsern kommt bei der Einrahmung auch oft „Acrylglas“ (oder technisch: Polymethylmethacrylat) zum Einsatz. Die bekannteste Marke ist PLEXIGLAS®, die oft als Synonym für Acrylgläser im Allgemeinen verwendet wird. Auch wenn es sich bei Acrylglas um einen Kunststoff handelt, sind die umgangssprachlichen „Kunststoffgläser“ oft aus dünneren geringwertigen Materialien.
Linker Rahmen: links: Interferenzoptisch entspiegeltes Glas; rechts: Normalglas glänzend
Oberflächen:
Die Oberfläche verleiht den Gläsern erst ihre spezifischen, für die Einrahmung relevanten Eigenschaften. Fast alle Glassorten gibt es mit den verschiedenen Oberflächen.
Wenn keine Oberfläche benannt ist, handelt es sich meist um glänzendes Glas. Glänzende Gläser haben eine glatte, glänzende Oberfläche. Ein glänzendes Glas ist der günstige Standard in Sachen Bilderglas. Es zeigt eine perfekte Konturschärfe und ist reich an Kontrasten – aber: bedingt durch die glatte und glänzende Oberfläche des Glases spiegelt sich das räumliche Umfeld bei der Betrachtung des Bildes stark in der Glasscheibe und die Freude am Bild wird empfindlich gestört.
Möchte man die Reflexionen im Glas reduzieren, wird umgangssprachlich häufig von "entspiegeltem" Glas gesprochen. Gemeint ist oftmals ein Bilderglas mit mattierter, leicht strukturierter Glasoberfläche. Genau genommen unterscheidet man zwei Varianten von "Antireflex-Gläsern":
Mattes Glas: „Antireflex“, „Non-glare“ oder fälschlicherweise auch „entspiegeltes“ Glas genannt. Bei einseitig mattiertem Glas wird die Glasoberfläche üblicherweise auf nur einer Seite, mittels einer Ätzung aufgeraut. Das Licht wird durch die ungleichmäßige Glasoberfläche gebrochen und die Glasoberfläche erscheint nicht mehr glänzend, sondern matt. Im Ergebnis lässt sich das Bild blendfrei betrachten, da Spiegelungen zwar vorhanden sind, aber diffus gestreut werden. Weitere Effekte dabei: die Leuchtkraft der Farben, oder beispielsweise glänzende Stellen in Bild oder Papier, gehen so in gewissem Maße verloren. Da sich der Effekt mit steigendem Abstand zwischen Glas und Bildoberfläche verstärkt, müssen sich mattierte Gläser sehr nah an der Bildoberfläche befinden. Ein 3 mm Passepartout ist die Obergrenze.
Matt vs. entspiegelt. Oben mattes Weißglas, unten entspiegeltes Artglass AR 92
Interferenzoptisch entspiegeltes Glas oder umgangssprachlich Museumsglas: Anders ist der Effekt bei echt entspiegelten Gläsern, korrekt als „Interferenzoptisch entspiegeltes Glas“ oder umgangssprachlich als „Museumsglas“ bezeichnet. Eine unsichtbare, nur wenige µm starke Beschichtung aus Metalloxiden verhindert Spiegelungen durch den physikalischen Effekt der destruktiven Interferenz von Lichtwellen. Ähnlich wie bei einem Brillenglas bleibt die Glasoberfläche glatt und Reflexionen werden durch die Beschichtung auf weniger als 1 % reduziert. Das Glas ist vollkommen transparent und das Bild bleibt originalgetreu zu betrachten, ohne jede Beeinträchtigung. "Entspiegelte" Gläser sind die optimale Lösung für ungetrübten Kunstgenuss und erfüllen auch höchste Ansprüche von Museen in aller Welt. Leider werden häufig mattierte Gläser fälschlicherweise als entspiegelte Gläser bezeichnet.
Herkömmliches Floatglas reflektiert ca. 8 % des einfallenden Lichts → Ergebnis daraus sind unerwünschte Reflexionen
Artglass reduziert Reflexionen im sichtbaren Bereich auf < 1% → erlaubt somit unverfälschte Sicht auf die Kunst
Die verschiedenen Glassorten ergeben sich aus der Glasart des Grundmaterials in Kombination mit einer Oberfläche. Dadurch gibt es eine Vielzahl verschiedener Glasorten. Hinzu kommen verschiedene Veredelungen wie kratzfeste Oberflächen, erhöhter UV Schutz oder Wärmebehandlung zum Sicherheitsglas. Durch die verschiedenen Sorten einzelner Hersteller und die eigenen Bezeichnungen verschiedener Händler gibt es eine fast unüberschaubare Vielzahl von Gläsern. Wir von HALBE bieten z.B. folgende Gläser an:
Glasart Normalglas:
- Normalglas glänzend
- Normalglas matt/glänzend (eine Seite matt, eine Seite glänzend)
- Einscheibensicherheitsglas glänzend
- Einscheibensicherheitsglas matt/glänzend (eine Seite matt, eine Seite glänzend)
Glasart Weißglas:
- Weißglas glänzend
- Weißglas matt/glänzend
- Artglass AR 70 (interferenzoptisch entspiegeltes Weißglas mit 70% UV Schutz)
- Artglass AR 92 (interferenzoptisch entspiegeltes Weißglas mit erhöhtem UV Schutz von 92%)
- Artglass AR 99 Protect (Zweischeibensicherheitsglas aus interferenzoptisch entspiegelten Weißgläsern mit maximalem UV Schutz von 99%)
- SCHOTT hat die Produktion von MIROGARD® eingestellt. Wir bieten daher jetzt das mindestens gleichwertige Artglass von Groglass an.
Glasart Acrylglas:
- PLEXIGLAS® (Acrylglas) glänzend mit maximalem UV Schutz von 99%
- PLEXIGLAS® (Acrylglas) glänzend und einseitig kratzfest mit maximalem UV Schutz von 99%
- PLEXIGLAS® (Acrylglas) matt/glänzend mit maximalem UV Schutz von 99%
- Tru Vue Optium Museum Acrylic® (interferenzoptisch entspiegeltes Acrylglas, beidseitig kratzfest und antistatisch mit maximalem UV Schutz von 99%)
Es gibt nicht DAS perfekte Glas, da jedes seine spezifischen Vor- und Nachteile hat, die abgewogen werden müssen. Die Kunst ist, für die verschiedenen Anwendungsfälle das ideale Glas auszuwählen. Dieser Artikel soll Ihnen das nötige Hintergrundwissen liefern, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Einen Eindruck von den unterschiedlichen Oberflächen bekommen Sie in diesem Vergleichsvideo oder unter www.HALBE.de/wissen/glas/. Wer als Anwender im Museum Original-Gläser in der Hand halten möchte, kann bei uns in Kooperation mit SCHOTT und Tru Vue kostenlose Muster anfordern.
Hier lüften wir das Geheimnis der interferenzoptisch entspiegelten Gläser – auch als Museumsgläser bekannt und betrachten ihre Wirkung, Funktion, Herstellung und Haltbarkeit.
Reflexionsfreie Sicht durch entspiegeltes Museumsglas im Städel Museum Frankfurt/Main
Interferenzoptisch entspiegelte Gläser, egal ob als Weißglas, Zweischeibensicherheitsglas oder Acrylglas sind die Königsklasse der Bildverglasung und gerade in musealen Ausstellungsflächen das Beste zur optimalen Bildpräsentation für einen ungetrübten Kunstgenuss. Daher werden diese umgangssprachlich auch „Museumsglas“ genannt. Wir beobachten einen seit Jahren stetig wachsenden Trend hin zu entspiegelten Gläsern. Die bekanntesten Hersteller sind Groglass mit der Artglass Serie an mineralischen Gläsern und Tru Vue u.a. mit dem Acrylglas Optium Museum Acrylic®.
Aber was steckt überhaupt hinter dem Begriff interferenzoptisch?
Reflexionsfrei durch gegenläufige Lichtwellen
Bei einer interferenzoptischen Entspiegelung wird das Grundmaterial (meist Weißglas oder Acrylglas) mit einer Vielzahl von dünnen Lagen Metalloxid beschichtet, die jeweils einen anderen Wellenbereich des Lichtes reflektieren. Dabei werden die sichtbaren Lichtwellen so zurückgeworfen, dass sich die verschiedenen Lichtwellen gegenseitig aufheben, was die Spiegelung um über 99% reduziert. Diesen Effekt nennt man optische destruktive Interferenz.
Quelle: Tru Vue Inc.
Aber wie funktioniert das genau? Wenn Licht auf die erste Beschichtungsebene fällt, wird ein Teil absorbiert, ein Teil reflektiert und ein Teil tritt hindurch. Wenn das hindurchtretende Licht die nächste Schicht erreicht, passiert der gleiche Prozess erneut. Die von jeder Materialschicht reflektierten Lichtwellen, interagieren miteinander. Abhängig von der Länge und Energie der reflektierten Wellen führt diese Interaktion dazu, dass sich die gegenläufigen Lichtwellen gegenseitig aufheben. Dabei wird eine farbneutrale Lichttransmission gewährleistet. Voraussetzung für die Reflexionsfreiheit ist ein Blickwinkel von 90° zur Glasoberfläche, was insbesondere bei der musealen Hängung von Rahmen der Fall ist.
Schichtaufbau eines interferenzoptisch entspiegelten Glases
Quelle: Tru Vue Inc.
Um dies zu erreichen, werden je nach Produkt 4-7 Lagen verschiedener Metalloxide aufgebracht. Die genaue Zusammensetzung, Schichtstärke und exakte Anzahl sind Werksgeheimnis der jeweiligen Hersteller. Typischerweise kommen Titandioxid und Siliziumdioxid (genauer: TiOx, SiO2, Sn-ArH2, SnO2 oder NbOx) zum Einsatz.
Groglass und Tru Vue tragen die Schichten per Magnetronsputtern auf. Dabei werden die Metallatome in einer Vakuum Kammer per Kathodenzerstäubung verdampft und lagern sich dann auf der Oberfläche der Scheibe ab und verbinden sich unlöslich. Insgesamt ist die Beschichtung pro Seite nur 0,2 Mikrometer stark. Ein menschliches Haar ist dagegen ca. 500 Mikrometer dick. Um die verschiedenen Lagen aufzutragen durchläuft jede Optium Museum Acrylic® Scheibe bei Tru Vue eine über 100m – ungefähr die Länge eines Fußballfeldes - lange Beschichtungslinie. Insgesamt dauert der Beschichtungsprozess mehrere Stunden. Die technische Herausforderung ist, die wärmeempfindlichen Acrylglasscheiben dabei nicht zu beschädigen.
Blick in den Magnetronsputter
Quelle: Tru Vue Inc.
Der Hauptunterschied zwischen dem nicht mehr erhältlichen SCHOTT Mirogard und Artglass von Groglass ist das Beschichtungsverfahren. Während SCHOTT seine Gläser im Tauchverfahren beschichtete und dann im Ofen einbrannte, bedampft Groglass, wie Tru Vue, seine Scheiben im sogenannten Sputterverfahren. Hier werden in einer Vakuumkammer die Metalle per Plasma verdampft, die sich dann als hauchdünne Schicht auf dem Glas niederschlagen und mit der Oberfläche unlösbar verbinden. Die Vorteile von Groglass liegen laut eigenen Angaben im geringeren Energieverbrauch und in der stabileren Qualität durch weniger Beschichtungsfehler. Die Oberflächen werden mechanisch und chemisch auf Beständigkeit geprüft.
Der Prozess verlangt absolute Reinheit der Scheiben und der Umgebung. Trotzdem lassen sich minimale Oberflächenfehler nicht vermeiden. Jeder Hersteller hat daher eine Qualitätsdefinition der zulässigen Fehler. Wir von HALBE selektieren die Scheiben vor Auslieferung nochmal nach höheren Qualitätsstandards. 100% makellose Scheiben im Bilderrahmenformat lassen sich jedoch nicht herstellen, dies ist aber auch nicht notwendig oder sinnvoll. Schließlich untersucht kein Betrachter die Glasscheibe mit einer Lupe aus verschiedenen Winkeln. Qualitätsziel ist eine optische Fehlerfreiheit aus ca. 0,5 bis 1 Meter Entfernung. Auch beim Zuschnitt der Scheiben ist höchste Sorgfalt geboten. Wir schleifen die Kanten der Artglass Scheiben nach dem Ritzen und Brechen der Scheiben für gefahrloses Handling und höhere Bruchunempfindlichkeit. Nach dem Schleifen werden die Scheiben mit demineralisiertem Wasser für rückstandsfreie Sauberkeit gewaschen. Dabei sind die Maschinen mit speziellen Auflagen ausgerüstet, um die Oberflächen zu schützen. Optium Museum Acrylic® Scheiben werden gratfrei gesägt und gereinigt. Zum Schutz bei Verarbeitung und Transport sind die Scheiben beidseitig mit einer Schutzfolie ausgestattet. Den Gläsern die genannten Eigenschaften in hoher Qualität zu verleihen erfordert einen hoch technisierten Prozess, komplexe Produktionsstraßen, hochwertige Grundmaterialien und hohen Energieeinsatz, was auch den Mehrpreis erklärt.
Matt vs. entspiegelt. Oben mattes Weißglas, unten entspiegeltes Artglass AR 92
Interferenzoptische Beschichtungen sind absolut farbneutral und sorgen durch den Entfall von Reflexionen sogar für eine bessere Farbwiedergabe, insbesondere von dunklen Farben. So bietet Artglass einen Farbwiedergabeindex von Ra=100. Normalglas hat im Vergleich nur einen Index von Ra=90.
Schutz vor UV-Strahlung
Auch wenn viele Museen durch moderne LED Beleuchtung frei von UV-Strahlung sind, ist ein hoher UV-Schutz weiterhin eine gefragte Eigenschaft. Außerhalb musealer Ausstellungsräume ist UV-Schutz für die Präsentation empfindlicher Werke Pflicht. Gläser ohne besonderen UV-Schutz schützen nur vor ca. 45% der Strahlen, bieten also kaum nennenswerten UV-Schutz. Mit UV-Schutz ist die Blockierung von Licht bis 380nm Wellenläge gemeint. Für einen UV-Schutz darüber hinaus werden die Gläser weiter veredelt.
Transmissionskurven verschiedener Gläser
Bei mineralischen Gläsern wie dem Artglass AR 92 wird ein UV Schutz von 92%, durch eine zusätzliche, auf Siliziumoxid basierende Beschichtung erreicht. Auch hier wird der Effekt der Interferenz genutzt, damit sich UV-Wellen gegenseitig aufheben.
Bei Zweischeibensicherheitsgläsern wie dem Artglass AR 99 schützt die einlaminierte PVB-Folie zwischen den Scheiben zu über 99% vor UV-Strahlung. Hier enthält die Kunststofffolie den UV-Filter. Ähnlich ist es bei Optium Museum Acrylic®. Hier wird der UV-Filter mit in das Acrylglas eingearbeitet. So erreicht das Glas ebenfalls einen Schutz von über 99%.
Die Blockierung von UV-Strahlen beeinflusst die Farbwiedergabe, da der Filter leicht in den sichtbaren Bereich ragt. Gläser mit hohem UV-Schutz haben daher einen minimalen Gelbstich, der aber nur im direkten Vergleich mit einem Weißglas wahrnehmbar ist. Bei der Entwicklung des UV-Filters hat Tru Vue z.B. mit Restauratoren und Kuratoren zusammengearbeitet, um die ideale Balance zwischen maximalem UV-Schutz und Farbneutralität zu finden. So wird die Ästhetik und Intention eines Kunstwerks nicht beeinträchtigt.
Dauerhaftigkeit der Oberfläche
Die interferenzoptische Beschichtung ist extrem widerstandsfähig, lösungsmittelbeständig und untrennbar mit der Glasoberfläche verbunden. Feldtests zeigen auch nach Jahrzehnten keine Verschlechterung der Wirkung oder Ablösung. Interferenzoptische Beschichtungen bewähren sich seit über 55 Jahren. Alterungstests von Tru Vue in einer Q-Sun Xenon-Lichttestkammer zeigen keine Verschlechterung nach 2000 Stunden Beleuchtung mit 1W/m^2 @ 420 nm bei 30 ºC (was Sonnenlicht in Räumen entspricht), damit ist von über 100 Jahren Beständigkeit auszugehen.
Auch die Beständigkeit der Beschichtung wird standardisiert geprüft.
Groglass testet die Festig- und Beständigkeit der Oberfläche mit verschiedenen mechanischen und chemischen Verfahren zum Beispiel die Abriebfestigkeit nach MIL-M13508C und EN 1096-2, sowie die Löslichkeit der Beschichtung nach MIL-C-48497A. Alle Testkriterien finden Sie hier.
Tru Vue prüft nach amerikanischen Verfahren. Beispielsweise weist die Beschichtung von Optium Museum Acrylic® nach 600 Bewegungen eines trockenen oder alkoholgetränkten Baumwolltuchs mit ca. 1kg Druck und 1cm Durchmesser keine Verschlechterung auf (MIL-C14806A, MIL-M-13508C, ASTM d5402-06). Sie hält dem schnellen Entfernen eines Klebebandes (MIL-C-48497A) sowie einer 48-stündigen Salzschleier-Exposition bei 50°C, 95% RH (ASTM B117 & B-368-03 & B368-97) stand. Außerdem ist sie beständig gegen Salzlösung, Aceton, Ethylalkohol, Isopropylalkohol und auch gegen Kaffee oder Cola. Der Erhalt der UV-Beständigkeit ist selbstverständlich.
In diesem letzten Teil beschäftigen wir uns mit dem Umgang mit Glas in der Praxis. Welche Rolle spielen Gewicht und Bruchfestigkeit? Wie spielen Glas und Beleuchtung ideal zusammen? Wie reinigt man schlierenfrei und welches Glas verwendet man wann?
Gewicht und Sicherheit
Beim Einsatz von Glas in Bilderrahmen spielen nicht nur die Optik und der Schutz des Bildes eine Rolle, sondern auch sicherer und komfortabler Umgang bei Einrahmung, Transport und Hängung. Gewünscht ist meist ein splitterfreies und leichtes Glas.
Zum Schutz vor Vandalismus, Diebstahl aber auch vor unbeabsichtigten Beschädigungen oder beim Transport ist es wünschenswert, wenn die Scheiben nicht brechen und ggf. Scherben die Objekte beschädigen oder Menschen verletzen. Dann kommen Zweischeibensicherheitsgläser (VSG) wie das Artglass AR 99 Protect oder Acrylgläser wie das Tru Vue Optium Museum Acrylic® zum Einsatz. Artglass AR 99 Protect besteht aus zwei 2mm starken Weißglasscheiben, die mit einer UV-absorbierenden Spezialfolie (PVB-Folie; Dicke = 0,38 mm) verbunden sind. Diese Folie verhindert im Fall des Bruches lose Scherben.
Keine losen Scherben bei Artglass AR 99 Protect
Bei Optium Museum Acrylic® ist das Grundmaterial Acrylglas von sich aus schlagzäh und damit unempfindlich gegen Bruch. So kann die Materialstärke geringer ausfallen als bei mineralischem Glas und ein Bruch beim (unsachgemäßen) Handling ist ausgeschlossen. Auch Glasbruch beim Transport wird so vorgebeugt.
Schlagzähigkeit von Acrylglas
Normales Artglass kann für den Transport abgeklebt werden, damit im Falle des Bruchs keine Scherben das Objekt beschädigen. Es ist jedoch aufwendig und verlangt geeignetes Klebeband.
Für filigrane Rahmen, große Arbeiten und beim Handling spielt auch das Gewicht eine Rolle. Hier bietet Acrylglas Vorteile. Es ist bei gleicher Stärke nur ca. halb so schwer wie echtes Glas. Zum Beispiel:
600x800 4,4mm Artglass AR 99 Protect – ca. 4600 g
600x800 3mm Optium Museum Acrylic® – 1730g
Normales Acrylglas, wie z.B. PLEXIGLAS®, ist durch das weichere Grundmaterial allerdings bedeutend empfindlicher für Kratzer und lädt sich beim Reinigen oder Abziehen der Schutzfolie statisch auf, was das Reinigen erschwert und filigrane gerahmte Blätter anziehen kann. Die Aufladung muss mit speziellem Reiniger entfernt werden. Daher ist es, auch wegen der fehlenden Entspiegelung, für Museen nur bedingt empfehlenswert.
Nicht so bei Optium Museum Acrylic® von Tru Vue. Es verbindet die Vorteile des geringen Gewichts und der Bruchunempfindlichkeit, mit der nur von echtem Glas bekannten harten Oberfläche und geringer statischer Aufladung. Zur Reduktion der statischen Aufladung ist das Glas speziell behandelt, sodass sich auftretende Ladung innerhalb von 0,01 Sekunden wieder abbaut. So kann sich kein hohes Ladungsniveau aufbauen, was im Anschluss zur Anziehung von Teilchen führt. So ist Optium Museum Acrylic® 2000 mal unempfindlicher gegen statische Aufladung als normale Acrylgläser, egal welchen Herstellers. Durch den Schutz vor statischer Aufladung, eignet sich dieses Acrylglas auch für die Rahmung von empfindlichen Arbeiten wie Pastellen oder Kohlezeichnungen. Auch die Reinigung wird bedeutend einfacher, da es keinen Staub anzieht. Gerade wenn große Serien gerahmt werden, ist die Reinigung der Gläser ein bedeutender Zeitfaktor. Das Optium Museum Acrylic® besitzt außerdem eine kratzfeste Oberfläche, die Microkratzer durch Reinigung und Handling verhindert. Da nur die Oberfläche „gehärtet“ ist, werden tiefe Kratzer durch starke mechanische Einwirkung durch z.B. spitze Gegenstände nicht verhindert. Hier ist echtes Glas nochmal deutlich unempfindlicher.
Ein spitzer Beleuchtungswinkel wirft Restreflexionen Richtung Boden, wodurch das Museumsglas reflexionsfrei erscheint
Quelle: Tru Vue Inc.
Eine interferenzoptische Entspiegelung reduziert Reflexion um über 99%, was im Umkehrschluss immer noch eine leichte, je nach Produkt grünlich, bläulich bis violette Restreflexion bedeutet. Dies ist normal und gehört zum Charakter von entspiegelten Gläsern. Die Färbung kann von Scheibe zu Scheibe leicht variieren. Wie stark die Restreflexion wahrnehmbar ist, hängt von Lichtstärke und Einstrahlungswinkel ab. Eine schwache, diffuse Beleuchtung mit geringem Lichtspektrum und im spitzen Winkel zur Glasoberfläche lassen Restreflexion verschwinden. Das Glas ist nicht mehr wahrnehmbar, sprich es ist unsichtbar und ermöglicht einen ungestörten Blick auf das Bild.
Die grün- oder bläuliche Färbung der Restreflexion ist übrigens mit Bedacht gewählt, da sie für den Betrachter, die als am angenehmsten empfundene Farbe darstellt. Rein technisch wären auch andere Farben denkbar.
v.l.n.r. Normalglas glänzend, Weißglas einseitig matt, Museumsglas entspiegelt direkt gegenüber eines Fensters
Direkt gegenüber von Fenstern sind entspiegelte Gläser nur bedingt geeignet, da hier die Restreflexionen wahrnehmbar sind. Denn das Tageslicht fällt mit dem gesamten sichtbaren Bereich des Lichts fast frontal auf die Scheibe. Die Sichtbarkeit des Objektes ist natürlich trotzdem bei Weitem besser als mit einem glänzenden Glas, was in derselben Position eher wie ein Spiegel wirkt. Gegenüber von Fenstern wirken die diffusen Reflexionen von mattierten Gläsern am angenehmsten.
Eine reflexfreie Optik setzt natürlich auch spiegelungsfreie Objekte voraus. Ideal sind Papiere und Objekte mit matten Oberflächen. Die Oberfläche eines hochglänzenden Fotopapiers wird auch hinter interferenzoptisch entspiegeltem Glas weiter spiegeln. Hier hilft nur ein mattiertes Glas. Wer Werke mit matten und glänzenden Flächen wie ohne Glas präsentieren möchte, muss zum entspiegelten Glas greifen.
Reinigung
Entspiegelte Gläser erfordern bei der Reinigung etwas mehr Sorgfalt, da Reinigungsrückstände auf der beschichteten Glasfläche eher sichtbar sind, als bei normalen Gläsern. Am besten ist, Verschmutzung möglichst zu vermeiden. Empfehlenswert ist daher beim Umgang mit den Scheiben – egal welcher Art - dünne Baumwollhandschuhe zu tragen. Glasscheiben lassen sich gut fassen, indem sie nur an den Kanten berührt werden. Die ausgestreckten Finger drücken dabei nur seitlich gegen die Kante.
Leichte Verschmutzungen wie Fingerabdrücke oder Staub lassen sich am einfachsten mit einem trockenen weichen Tuch entfernen. Normale Verschmutzungen lassen sich mit einem sauberen Tuch mit – idealerweise destilliertem – Wasser entfernen. Artglass Scheiben lassen sich gut mit Cif Professional Glasreiniger reinigen. Während sich das Wasser in Verbindung mit einem Microfasertuch auch sehr gut für Optium Museum Acrylic® eignet, hinterlässt der Cif Reiniger Schlieren. Der Profi sprüht den Reiniger nie direkt auf die Scheibe, sondern immer auf das Tuch. Empfehlenswert ist, immer die Scheiben mit einem zweiten Tuch trocken zu wischen. Die verwendeten Tücher sollten fusselfrei sein.
Starke alkalische Waschlaugen, Säuren oder mechanische Reinigungsmittel (Scheuermilch, Stahlwolle, Klingen) dürfen nicht verwendet werden. Ammoniak-haltige Glasreiniger sollten generell bei der Einrahmung nicht verwendet werden, um Schädigungen der gerahmten Bilder auszuschließen. Beschichtungen werden durch das Ammoniak nicht angegriffen. Optium Museum Acryilc® darf nicht mit typischen Acrylglas Reinigern oder Polituren für unbeschichtetes Acrylglas gereinigt oder behandelt werden, dies würde die Beschichtung beschädigen.
Einsatz
Am Ende stellt sich die Frage: welches Glas ist das Richtige für mich. Es gibt kein perfektes Glas. Jede Glassorte hat seine Vor- und Nachteile. Die Kunst ist, das für eine Anwendung passende Glas zu wählen, das auch zum Budget passt. Dazu muss man sich über seine Anforderungen an Bildwiedergabe, UV-Schutz, Bruchfestigkeit gewiss sein.
Wenn keine besonderen Anforderungen an die Brillanz und UV-Schutz gestellt werden, z.B. beim Rahmen von eigenen Werbepostern im Eingangsbereich, bei Hinweistexten oder wenn das Budget klein ist, sind mattierte Gläser eine gute und günstige Wahl, für beste Farbwiedergabe das Weißglas. Wenn trotzdem UV-Schutz oder Bruchfestigkeit gefragt sind oder großformatige Werke (über 1200x1400mm) gerahmt werden, ist PLEXIGLAS® eine gute Alternative.
Möchten Sie Ihren Besuchern den ungestörten Blick auf die Bilder bieten, sind interferenzoptisch entspiegelte Gläser die klare Empfehlung.
Wenn gerahmte Werke nur bis in die eigenen Ausstellungsräume gebracht werden, empfiehlt sich das vergleichsweise günstige Artglass AR 70. Sobald UV-Schutz notwendig ist, kommt Artglass AR 92, Artglass AR 99 Protect oder Tru Vue Optium Museum Acrylic® ins Spiel. Die beiden letztgenannten bieten über 99% UV-Schutz und hohe Bruchfestigkeit.
Wenn zusätzlich noch geringes Gewicht gefordert ist oder Werke bis 1,8x3 Meter verglast werden, kommt nur Optium Museum Acrylic® in den Stärken 3mm, 4,5mm oder 6mm in Frage. Acrylgläser neigen ab gewissen Größen leicht bauchig zu werden, da das Material minimal biegsam ist. Daher empfiehlt Tru Vue bei großen Formaten, für eine gute Planlage, stärkere Scheiben zu verwenden. Die Empfehlung lautet:
3mm bis 1016x1016mm
4,5mm ab 1017x1017mm bis 1524x1524mm
6mm ab 1525x1525mm
Der Erfahrung nach eignen sich die günstigeren 3mm Scheiben auch für größere Rahmen. Für Verglasungen in Übergröße wurden in den USA auch schon 6mm Optium Museum Acrylic Scheiben auf über 6 Meter Länge zusammengeklebt. Beim Einsatz von Acrylglasscheiben muss beachtet werden, dass das Material durch Temperaturänderungen wächst und schrumpft. Der Wärmeausdehnungskoeffizient beträgt ca. 0,07. Es muss also genügend Spiel und Überdeckung vorhanden sein, um die Veränderungen zu kompensieren.
Bei uns erhalten Sie nicht nur komplette Rahmen, sondern auch einzelne Scheiben genau auf Maß geschnitten. Oft lassen sich bei vorhandenen Rahmen die alten Gläser gegen neue Scheiben tauschen und so der Rahmenbestand nachhaltig modernisieren.
Reibrad Test
DIN ISO 3537 2018
Testbedingungen
Funktionsprinzip
Was wird getestet?
Abriebfestigkeit der Beschichtung im täglichen Gebrauch, z. B. bei Reinigung des Glases
SCHOTT MIROGARD®
O.K.
Klebeband Test
Testbedingungen
Ein Klebeband wird innerhalb einer Sekunde vom beschichteten Glas gerissen
Was wird getestet?
Haftvermögen der Beschichtung z.B. wenn Aufkleber aufgeklebt werden
SCHOTT MIROGARD®
O.K.
Alkohol Abriebtest
Testbedingungen
2 Gewichte a 3,5 kg mit Filzboden werden in Alkohol getaucht und 100 x über das Glas gerieben
Was wird getestet?
Beständigkeit der Beschichtung gegen alkoholhaltige Flüssigkeiten
SCHOTT MIROGARD®
O.K.
Griffel Test
Testbedingungen
2 Griffel mit Eisenspitzen und 1 Griffel mit einer Messingspitze werden für drei Runden mit leichtem Druck über die Glasoberfläche geführt
Was wird getestet?
Kratzfestigkeit der Beschichtung bei Berührung mit harten Gegenständen
SCHOTT MIROGARD®
O.K.
Transmissionskurven verschiedener Gläser